Boxblitz
Digital Spring, ARGE Kultur Salzburg / Schmiede Hallein

"du stehst da im Stockfinsteren und kannst jederzeit eine in die Fresse bekommen. Und während du das denkst, kann die Faust schon nur noch fünf Zentimeter von deiner Nase entfernt sein ..."
Boxblitz ist eine körperliche Performance. Sie basiert auf dem klassischen Boxkampf und kombiniert diesen mit sensorischer Deprivation und künstlicher Sensorik.
Den Kämpfern werden sinneserweiternd zusätzliche Sensoren zur Verfügung gestellt. In die Boxhandschuhe sind Berührungsmesser eingebaut. Um den Einfluss dieser den Kämpferinnen zur begreiflich zu machen, wird der Umweg über die direkte Umwelt gegangen: Der Boxring findet sich in kompletter Dunkelheit. Um jegliche Orientierung über Geräusche zu verunmöglichen, wird der Ring mit lauter Musik beschallt. Die einzige Möglichkeit für die Kämpferin sich ein Bild seiner Lage zu machen ist es einen Schlag zu landen. Trifft der Boxhandschuh stark genug auf ein Hindernis, wird unmittelbar ein einzelner Lichtblitz abgegeben. Eine Momentaufnahme brennt sich in die Netzhaut ein. Anhand dieser müssen weitere Aktionen der Gegnerin antizipiert werden, muss der nächste Schlag geplant werden, welcher wiederum die nächste visuelle Information liefern kann.
Um den Lichtblitz zu erzeugen besteht für die Kämpferin auch die Möglichkeit sich selbst zu schlagen. Sich gegen sich selbst zu wenden bringt aber direkt aus der Deckung, die Gegnerin bekommt durch den Lichtblitz die sofortige Möglichkeit einen Treffer zu landen.
Die komplette Reduktion der Sinne auf das schlagabhängige Schlagbild, die gemeinsame Momentaufnahme führt zu einer Synchronisation der Wahrnehmung aller Beteiligten: der Kämpferinnen und des Publikums. Gleichgeschalten in den Informationswegen des Sensors.
Die Externalisierung der Orientierungsmöglichkeit stellt die Kämpferin unter die Bedingungen der Technik. In einer Umwelt, die dafür gestaltet wurde eine Abhängigkeit von der Apparatur herzustellen, gibt die Apparatur die Regeln vor. Verlangt die Apparatur nach Angriff, um zu sehen, muss dem Folge geleistet werden. Man gibt jegliche Kontrolle ab. Der Versuch den Vorgaben zu trotzen, wird systembedingt mit Sinnes- und damit Kontrollverlust bestraft.
Sinne erfassen unsere Umwelt. Künstliche Sinne können einerseits natürliche Beschränkungen in der Wahrnehmung unserer natürlichen Umwelt überwinden, auf der anderen Seite auch die Wahrnehmung einer konstruierten Umwelt ermöglichen.
Ist die Wahrnehmung eine konstruierte Umwelt, ist sie somit auch steuerbar.
Die unmittelbare Körperlichkeit, der Schmerz und die Verletzung machen die Abhängigkeit vom System sehr direkt spürbar und zwingen dazu, sich innerhalb von Sekunden den Regeln zu fügen, da ansonsten sofort ein Nachteil entsteht, der zu einem unangenehmen Treffer führen kann. Die Inszenierung als Kampfsportspektakel in dem das Publikum die sensorische Limitierung teilt, vermittelt sehr eindringlich Faszination und Bedrohlichkeit. Der Reizentzug und die peitschende Musik schaffen die Immersion, die Unvorhersehbarkeit generiert den Suspense Faktor.
Eine Produktion von ada – artistic dynamic association und ASIFISM in Kooperation mit Digital Spring Festival
Uraufführung | Premiere: 16. März 2018 | ARGE Kultur Salzburg
Inszenierung und Konzept: Andreas Pils, Michael Hackl
Kämpfer: Andreas Pils aka Andy Candy, Michael Hackl aka Hackl the Knuckle
Ringsprecherin: Mimu Merz
Boxblitz System: Stefan Wiedner, Andreas Pils, Michael Hackl
Fotos: Markus Zahradnik, Mimu Merz
Musik: Andreas Pils
Video, Licht, Technische Leitung: Thomas Grusch
Bühnenbild: Michaela Grusch
Nummernboy: Valens Wassibauer
Sport Support Boxen: Stefan Schauer, Selina Nowak
Vielen Dank an Stefan Sturzer, Bounce Boxclub Wien, Werk Wien, Cornelia Anhaus, Rüdiger Wassibauer, Subnet


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